Chance Vought F4U-4 "Corsair"

Alle großen Uhrenmanufakturen haben es, genauso wie Autohersteller: The Masterpiece. Ihre Meisterstücke sind begehrte Sammlerobjekte, sehr selten und meistens sehr teuer. In der Herstellung und Verarbeitung herrscht purer Perfektionismus. Man erkennt, hier wurde bei keinem Arbeitsschritt und keiner Schraube gespart. Schlägt man hier die Brücke zu Flugzeugen oder besser gesagt zu Warbirds, kommt man an ihr, der großartigen Corsair, nicht vorbei. Gerade mal vier Stück des Masterpieces von Chance Vought Aircraft Inc. fliegen noch in Europa – vielleicht fünfzehn weltweit.

Die Chance Vought F4U Corsair wurde auf maximale Geschwindigkeit und minimalen Luftwiderstand entwickelt. Jede Niete an der Oberfläche ist versenkt, die Übergänge aerodynamisch perfekt gestaltet, jede Trittstufe und jeder Haltegriffe fügt sich in die Aluminiumhaut des Rumpfes nahtlos ein und bieten der Luftströmung keine Hindernisse. Sowohl das Hauptfahrwerk als auch das Spornrad verschwindet in den Fahrwerksschächten unter passgenau schließenden Deckeln – entwickelt und hergestellt zu einer Zeit, als der Computer noch nicht einmal in Science Fiction Filmen vorkam.

1938 entstand der Prototyp der Corsair. Angepeilt waren seinerzeit um die 2000 PS aus einem mächtigen 18-Zylinder-Doppelsternmotor von Pratt & Whitney. Dieses Triebwerk weist einen Hubraum von fast sechsundvierzigtausend Kubikzentimeter auf, dementsprechend gewaltig ist der Sound. Wegen des riesigen Propellerdurchmessers von vier Metern entstand das markante Design mit dem Knickflügel, denn nur dadurch war es möglich, ein verhältnismäßig leichtes und kurzes Fahrwerk zu verbauen. Exzellente Ingenieurskunst bewiesen die Konstrukteure auch bei den drei geteilten, hydraulischen Landeklappen (Fowlerklappen), welche ebenfalls aus der Flächengeometrie resultieren.

Bereits die ersten Modelle erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 670 km/h. Diese sollte im Verlauf der Bauzeit bis ins Jahr 1952 auf weit über 700 km/h steigen. Speziell die F4U-4, wie sie auch im Besitz der Flying Bulls ist, brachte die Corsair mit einem verbesserten Propeller und Wassereinspritzung auf diese enormen Flugleistungen. Letztere diente zur Innenkühlung des Motors, der durch die kältere Verbrennungsluft – und damit höhere Dichte – eine deutliche Leistungssteigerung erfuhr.

Einzigartig ist die Hydraulik, welche mit einem Druck zwischen 900 und 1200 psi (62 und 82 bar) die Tragflächen zum Hangarieren senkrecht über die Kabinenhaube fahren kann. Grund hierfür waren die beengten Platzverhältnisse auf Flugzeugträgern, denn hierfür war die Corsair konzipiert.

Die F4U auf einem Flugzeugträger zu landen und vor allem zu starten war extrem anspruchsvoll, da das hohe Motordrehmoment und der große Propellerdurchmesser beim Start schnell zum Ausbrechen neigte. Das heißt, wenn man zu schnell zu viel Gas gab, drohte die Corsair um den Propeller zu drehen. Gab man zu wenig Gas, war die Corsair trotz der Katapult-Start-Vorrichtung am Ende des Flugzeugträgers zu langsam, um von der Luft getragen zu werden.

Die Chance Vought F4U hatte ihren Einsatz überwiegend im Pazifikkrieg bei den US Marine Corps und der US Navy. Ihr Einsatz war, mit Zusatztanks schwere Bomben von Flugzeugträgern aus in feindliche Gebiete zu fliegen. Warf man diese ab hatte man zwar immer noch ein schweres Jagdflugzeug, jedoch mit hervorragender Performance und für diese Zeit eine kaum erreichbare Höchstgeschwindigkeit.
So konnten es Corsairs durchaus mit den wendigen Mitsubishi-Jägern der Japaner aufnehmen. Auch im Koreakrieg Anfang der 50er Jahre kam sie noch zum Einsatz. Dort gelang es sogar einem Corsair-Piloten einen sowjetischen Jet zu besiegen.

Das einsitzige Kampfflugzeug ist voll kunstflugtauglich, das beweisen auch immer wieder die Flying Bulls Piloten auf zahlreichen Flugshows in Europa, wo das Meisterstück regelmäßig auftritt.

Chance Vought F4U-4 "Corsair"

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