Cessna 208 Amphibian "Caravan"

Clyde Vernon Cessna baute 1911 sein erstes Flugzeug aus Fichtenholz mit einer Bespannung aus Baumwoll-Leinen. Es entstand ein offener Schulterdecker mit einem 4-Zylinder-Zweitaktmotor mit 40 PS. Allerdings crashte Cessna mit seinem „Silverwing“ bereits während der Startphase dutzende Male und so musste er die Maschine wieder und wieder reparieren bis er endlich in die Luft kam. Er übte monatelang bis er es schließlich schaffte, auch dort zu landen, wo er gestartet war. Dank seines Durchhaltevermögens ging Clyde Cessna als einer der großen Pioniere der Luftfahrt in die Geschichte ein.

Mit der Gründung der Cessna Aircraft Company legte er 1927 den Grundstein zu einer Firma, die weltweit zum Inbegriff einmotoriger Flugzeuge wurde. Weniger bekannt ist, dass Clyde und sein Sohn Eldon in den 30er Jahren den Air Racer CR-2 bauten, mit dem später Clydes bester Kumpel Roy Liggett beim Chicago Air Race verunglückte. Dieser Unfall änderte Clyde Cessnas Einstellung zur Luftfahrt. Zudem waren die Folgen der großen Wirtschaftskrise deutlich zu spüren, was die Produktion der Cessna Aircraft Company schließlich völlig zum Erliegen brachte. 1936 verkaufte Clyde Cessna die Firma an seine Neffen Dwane und Dwight Wallace und zog sich für immer aus der Luftfahrt zurück.

Dwane Wallace und Eldon Cessna entwickelten infolgedessen das „Airmaster Design“, welches durch mehrere Innovationen glänzte. So wurden etwa die Tragflächen mit Landeklappen versehen – eine damals einzigartige Konstruktion. Außerdem zählten die frühen Cessnas auch zu den ersten Flugzeugen mit Auftriebshilfe. Zudem waren sie so robust, dass sie keine seitlichen Streben benötigten. Diese Verbesserungen machten die Cessna Airmaster aerodynamisch derart vorteilhaft, dass sie weltweit als eines der effizientesten Flugzeuge galt.

Nach den Kriegsjahren begann die Cessna Aircraft Company mit dem Bau von Ganzmetall-Flugzeugen im Airmaster Design. Später wurden diese mit abgestrebten Flächen gebaut, was zwar den Nachteil eines höheren Luftwiderstandes hatte, jedoch dank der Streben eine deutlich leichtere Bauweise ermöglichte. Die Modellpalette reichte dabei von der zweisitzigen Cessna 120 mit Spornrad bis hin zur noch heute gebauten Cessna 182 Skylane.

Einen erstaunlichen Erfolg konnte die Cessna 208 Caravan Anfang der 80er Jahre verbuchen. Von dem zwei Millionen Dollar teuren Flugzeug gingen bis heute mehr als 2.000 Exemplare über den Ladentisch und machten es zum meistverkauften Fracht- und Passagierflugzeug der Welt. 1986 kam die stärkere 208B Super Cargomaster und 1990 die Grand Caravan, eine um 1,22m verlängerte Version, hinzu.

Wie alle Cessna Einmots ist auch die 208 trotz ihrer Größe ein leicht zu handhabendes Flugzeug. Für viele Betreiber bringt die Möglichkeit der „Single Pilot Operation“ – also der Betrieb mit nur einem Piloten – gerade als Geschäfts- und Reiseflugzeug enorme Vorteile. Mit einer Reisegeschwindigkeit von fast 300km/h und einer Reiseflughöhe von bis zu 7.600m (bis Flugfläche FL 250) bewegt sich die Caravan in Höhen, in denen auch Jets fliegen. Ob an großen internationalen Flughäfen oder im abgelegenen Dschungel – die Caravan ist überall zu Hause. Mit Schwimmern ausgerüstet ist sie zudem das größte Amphibien-Flugzeug, das derzeit weltweit gebaut wird. Eine solche Version befindet sich auch in der Sammlung der Flying Bulls.

Die Amphibian Caravan der Flying Bulls wird überwiegend bei Wasserflug-Veranstaltungen in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz eingesetzt. Im Jahr 2008 erhielt die OE-EDM eine neue, um 75 PS leistungsstärkere Pratt & Whitney PT6A-114A Propeller-Turbine mit insgesamt 675 PS. Mit dieser spürbaren Mehrleistung hebt sie die über drei Tonnen schwere Caravan nach rund 800m aus dem Wasser. Eine Auflage zum Betrieb der Caravan mit Floats ist die Installation zweier Stabilisatoren (auxilary vertical fins) jeweils außen am Höhenleitwerk, sowie die Anbringung der „Vortex Generatoren“, um die Strömung am Höhenleitwerk zu optimieren. Die OE-EDM verschlingt bei jeder Wartung nur für die Floats und das dazugehörige Hydrauliksystem mit deren zwei redundanten Zylindern zum Ausfahren des Fahrwerks ca. 15 Stunden Manpower.

Die volle Pracht der Caravan erstrahlt jedes Jahr an einem der schönsten Seen der Welt: dem Wolfgangsee mit seiner atemberaubenden Natur-Kulisse. Bei der „Scalaria Air Challenge“ absolviert die Caravan der Flying Bulls hier jedes Jahr ihren liebsten Pflichtbesuch, den sie seit der Premiere des Events 2005 noch nie verpasst hat. Und selbst in diesem exklusiven Umfeld ist und bleibt die Cessna 208 Caravan der Flying Bulls einer der außergewöhnlichsten Repräsentanten der Flugkunst.

Cessna 208 Amphibian "Caravan"

Skip to content