Die Cineflex-Kamera hängt an einem Ausleger seitwärts unter der Nase des Film-Helikopters. Im Tiefflug geht es über das Set eines Filmteams. Eine Verfolgungsjagd von mehreren Fahrzeugen findet keine zehn Meter unter dem Heli statt. Der in Deutschland gebaute Helikopter EC135 ist immer topp – ob bei Dreharbeiten für Kino- und Fernsehfilme, bei der Luftrettung, der Polizei oder ganz unspektakulär, um den „Kaiser“ Franz Beckenbauer bei der WM 2006 in Deutschland von einem Fußballstadion zum anderen zu fliegen.
Der Eurocopter EC135 ist die wohl modernste Interpretation eines Mehrzweckhubschraubers und technisch wie optisch „State of the Art“. Die Bauweise in CFK (Kohlefaser) bietet strukturell und gewichtsmäßig sowie durch die präzise Formen aerodynamisch enorme Vorteile. Sogar die Rotorblätter sind aus diesem modernen Werkstoff gefertigt.
Eurocopter bietet zwei Antriebsvarianten mit je fast 650 PS. Zum einen die Wellengasturbine des kanadischen Herstellers Pratt & Whitney oder die des französischen Herstellers Turbomeca Arrius, welche ihren Namen traditionell einem Berg in den Pyrenäen zu verdanken hat, dem „Pic d’Arrius“. Beide Triebwerke verleihen der EC135 Flugleistungen von annähernd 300 km/h und bringen sie in Höhen von über 6.000 Metern.
Der gelenk- und lagerlose Hauptrotor reduziert die sonst üblichen Vibrationen auf ein Minimum, gleichzeitig konnte durch die verringerten mechanischen Kräfte die Agilität erhöht und die Geräuschentwicklung gesenkt werden.
Neue Wege ging Eurocopter auch mit dem Heckrotor. Er ist ein so genannter Fenestron, das heißt der Rotor ist gekapselt. Wegen des hohen Entwicklungsaufwandes war diese Konstruktionsart zunächst bei den Technikern nicht sehr beliebt. Heute jedoch ist er ein wesentlicher Bestandteil des erfolgreichen Gesamtkonzepts.
Zwei Vorteile bietet der gekapselte Heckrotor: Anders wie herkömmliche Heckrotoren mit zwei bis vier Blättern weist die Eurocopter Entwicklung zehn Rotorschaufeln (bewegliche Teile) und zehn Statorschaufeln (unbewegliche Teile) auf. Diese sind in unterschiedlichen Abstand angeordnet und reduzieren durch die variable Luftführung deutlich die Lärmentwicklung.
Ein weiterer und entscheidender Vorteil ist die Verringerung des Unfallrisikos. Gerade bei schwierigen und anspruchsvollen Luftrettungseinsätzen auf engem Raum sind sowohl der Hubschrauber wie auch Menschen optimal geschützt, denn der ummantelte Heckrotor kann bei zufälliger Berührung von Buschwerk etc. nicht beschädigt werden, vor allem aber kann er umstehende Personen nicht verletzen.
Auch die Elektronik und Avionik (die im Luftfahrzeug eingebauten Instrumente) sind auf der Höhe der Zeit. So bedient sich die Motorsteuerung eines FADEC Systems (Full Authority Digital Engine Control), was bedeutet, dass die gesamte Kontrolle und Regelung sämtlicher motorrelevanten Vorgänge vollautomatisch passiert. Dies ist besonders beim Starten der Turbine ein großer Vorteil. Avionikseitig werden alle flug-, motor-, navigations- und funkrelevanten Daten an modernen Multifunktions-Bildschirmen angezeigt.
Entwicklungsgeschichtlich entstammt die EC135 der BO 105 des Traditionsunternehmen Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB). Bei der 1992 gegründeten Firma Eurocopter brachte MBB den Prototyp BO108 als Weiterentwicklung der BO 105 mit in das Unternehmen. Die BO108 ging allerdings nie in Serienproduktion. Jedoch war dieser Prototyp Basis für die EC135, welche im Februar 1994 zum Jungfernflug als erster Hubschrauber der Baureihe in Ottobrunn bei München abhob.
Seit 1996 läuft die Serienproduktion. Seither wurden über eintausend Stück dieses begehrten Mehrzweckhubschraubers in 58 Länder ausgeliefert. Damit ist das Modell der größte Erfolg in der noch relativ jungen Firmengeschichte der 100 %igen Tochter der EADS (European Aeronautic Defence and Space Company).
Mit der ADAC Luftrettung, dem Bundesgrenzschutz und der Bundeswehr fand die EC 135 viele Abnehmer. Aber auch Nachbarländer wie Österreich mit seiner ÖAMTC-Flugrettung und Frankreich mit dessen SAMU-Luftrettung sowie die Vereinigten Staaten von Amerika setzen auf dieses Muster. Sicherlich kann dieser Hubschrauber den Anspruch für sich erheben, den Höchststand der Technik (State of the Art) zu verkörpern und darüber hinaus auch ständig modernisiert zu werden.
So fliegt derzeit gemeinsam mit dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) ein EC 135 Forschungshubschrauber mit Fly-by-Light Technik. Hier werden die Steuerbefehle mittels Licht durch Glasfaserkabel übermittelt statt der elektrischen Signale der üblichen Fly-by-Wire-Steuerung über Kabel. Der wesentliche Vorteil besteht in der enormen Sicherheit bezüglich elektromagnetischer Störfaktoren. Außerdem kann man mit dieser Technologie Steuerungen simulieren, welche zu beliebig großen Hubschraubern passen. Dieser Forschungshubschrauber ist quasi ein fliegender Simulator – Garant dafür, dass State-of-the-Art auch in Zukunft das Markenmerkmal der Hubschrauber von Eurocopter bleiben wird.
Eurocopter EC135
Technische Daten :